von 1957 bis 2008 verfasst von Balthasar Nußrainer
1957 – 1961: Die Anfangsjahre
1957 wurde Kaplan Hermann Eigner von Wartenberg nach Isen berufen. Der begeisterte Musikus ging noch im gleichen Jahr daran, am neuen Wirkungsort eine Blaskapelle zu gründen. Zur Beschaffung der nötigsten Instrumente führten junge Leute im Herbst 1957 eine Haussammlung durch. Das Sammelergebnis, die Spenden einiger Isener Vereine und ein Zuschuss aus dem Landjugendplan erbrachten insgesamt die Summe von 5000,– DM. Damit wurden drei Klarinetten, drei Flügelhörner, zwei Trompeten, drei Tenorhörner, zwei Posaunen, eine Tuba und ein Schlagzeug beschafft.
Im Februar 1958 begannen 14 Jugendliche die Probenarbeit. Unter Anleitung Eigners übten Karl Baumann, Johann Baumgartner, Gerhard Wagner Klarinette – Josef Geisberger, Martin Mayr, Helmut Deuschl Flügelhorn – Zeno Sanner, Konrad Nußrainer, Josef Baumgartner Tenorhorn – Konrad Bauer, Heinz Kaiser Posaune – Rudi Liebhardt Schlagzeug. Die Trompeten-Schüler Werner Junker und Josef Herweger betreute Karl Plaschke. Jeden Montagabend drang aus dem Schulsaal im alten Rathaus von 19.00 bis 21.30 Uhr das kunterbunte Tonmosaik der werdenden Bläser. Paula Weiß lieferte – handgeschrieben! – das Notenmaterial.
Im Mai 1958 hatte das junge Ensemble, von Kaplan Eigner „Blaskapelle der katholischen Jugend” bzw. „der Kolping-Jungmännergemeinschaft Isen” (K.J.I.) benannt, bei einer Maiandacht ihren ersten Auftritt, kurz danach, bei der Fronleichnamsprozession, den zweiten. In wenigen Monaten war es Eigners musikalischem Talent und seiner Energie gelungen, die Blaskapelle zu fundieren. Der Erfolg bewog weitere Jugendliche zum Beitritt und zum Erlernen eines der gefragten Instrumente. Und beschränkte man sich in der Aufbauphase noch auf das Musizieren gottesdienstlicher Weisen, so kamen nun – um bei Fahnenweihen und anderen weltlichen Anlässen mitwirken zu können – Märsche, Polkas und Potpourris hinzu. 1959 feierten die Eschbaumer Schützen Fahnenweihe. Dabei spielte die Blaskapelle den Weckruf, den Kirchengang und in der Turnhalle die Unterhaltungsmusik des Tages. Im Jahr darauf umrahmte sie in gleicher Art die Fahnenweihen des Trachtenvereins Isen und der Freiwilligen Feuerwehr der Marktgemeinde.
1962 bis 1981: Die Blaskapelle wird über die Heimatgrenzen bekannt
Im Februar 1962 verlor die junge Blaskapelle ihren Gründer und Kapellmeister. Kaplan Eigner ging nach Dorfen, wo er bis zu seinem Ableben im Dezember 1986 Stadtpfarrer war. Die Nachfolge trat Chorregent Konrad Bauer an. Den „Kinderschuhen” entwachsen, bestritt die Blaskapelle nun jährlich etwa 25 Auftritte. Das zeitigte Routine, hob das Niveau! Also wagte man sich an schwierigere Musikstücke, an die Märsche „Alte Kameraden”, „Colonel Bogey”, „Hoch Heidecksburg”, den „Bayerischen Defiliermarsch” und an Operettenmelodien. Freilich, um wichtige Stimmen voll besetzt zu haben, mussten auswärtige Bläser herangezogen werden. Aber seit 1974 – zwischen 71 und 73 hatte das Ensemble sechs einheimische Zugänge zu verzeichnen – war Fremdhilfe nicht mehr nötig. Zudem festigte sich der Ruf der Isener und überschritt mit dem Jahr 1974 die Heimatgrenzen. Es kam steigend zu Auftritten in den Nachbargemeinden.
Durch 15 Jahre leitete und förderte Konrad Bauer die Musikkapelle Isen. Nach seinem beruflich veranlassten Weggang nach Wasserburg am Inn übernahm im Februar 1978 Balthasar Nußrainer den Platz am Dirigentenpult. Dadurch bedingt verspätete sich die Feier des Zwanzigjährigen; es wurde erst im November 1979 begangen. Im Monat darauf, am 24. Dezember, blies man erstmalig wieder die Isener Weihnacht an. Das ist inzwischen gute Tradition geworden.
Der nach fleißiger Aufbauarbeit eingestellte Erfolg ermutigte zu dem Entschluss, im Zwei-Jahres-Turnus – jeweils im November – im Klementsaal einen Konzertabend zu veranstalten. Jeder der bisherigen Musikabende fand reichlich Applaus! Da erklangen zum einen Mal die feurigen Klänge der Puszta, ein andermal die schwermütigen Melodien der Weiten Russlands, da sang Ralf Tremmel mit prächtiger Stimme „Wie mein Ahnl zwanzig Jahr und ein g’sunder Wildschütz war …”
Der liebenswürdige Sänger lebt nicht mehr. Ralf Tremmel ist am 30. Mai 1992 knapp 32jährig, nach langer, schwerer Krankheit gestorben. – Ehre seinem Andenken!
1982 bis 1987: Nachwuchsarbeit und erster Auftritt in Ernstbunn/Österreich
Balthasar Nußrainer rief 1982 mit musikinteressierten Jugendlichen im Alter von 11 bis 16 – darunter auch Mädchen – eine Nachwuchskapelle ins Leben. Die Isener Blasmusik gliederte sich fortan in zwei Gruppen, in Senioren und Jugend.
Der November 1983 brachte die 25-Jahr-Feier der Kapelle. Dabei trat – er hatte zwischenzeitlich fleißig geprobt – neben den Senioren der Nachwuchs an die Öffentlichkeit. Zur Freude aller war Stadtpfarrer Eigner im Saal, freundlicher und ebenso kritischer Zuhörer. Vor Schluss der Veranstaltung begab er sich auf die Bühne und dirigierte einen schneidigen Marsch. Es war das letzte Mal, dass er am Ort seines ehemaligen Wirkens den Taktstock hob.
Inner- und außerhalb der Gemeinde und Pfarrei mehrte sich die Tätigkeit der Bläser. Zuweilen spielten Senioren und Jugend gleichzeitig. Beide Gruppen ernteten Lob und Anerkennung. Ein Höhepunkt wurde zur 550-Jahr-Feier der Markterhebung von Isen erreicht. Das war 1984! Hierbei ließ man nicht nur am Heimatort klingendes Spiel hören, sondern auch in der Partnergemeinde Ernstbrunn in Niederösterreich.
1988 bis 1995: Beitritt zum Musikbund von Ober- und Niederbayern und regelmäßige Frühjahrskonzerte
Im Januar 1988 wurde durch Mitgliederbeschluss die Blaskapelle zum Verein aufgewertet, eine Satzung erstellt und beim Finanzamt die Anerkennung der Gemeinnützigkeit beantragt. Zudem trat man dem Musikbund von Ober- und Niederbayern, Bezirk München bei. Der Beitritt bedeutete einen Meilenstein nach oben; fortan steigerte sich das musikalische Niveau. Noch im gleichen Jahr nahm man bei dem in Gars am Inn veranstalteten Bezirksmusikfest am Konzert- und Marschwettbewerb teil.
Seither tritt die Kapelle mit Erfolg beim jährlichen Konzert- und Marschwettbewerb an, ebenso beim „Spiel in kleinen Gruppen”. Sie erreichte den Aufstieg von der Unter- in die Oberstufe und verbesserte gleichzeitig ihr Punkteergebnis.
Zum Höhepunkt seit Gründung wurde 1988 die Feier des Dreißigjährigen. Den Auftakt hierzu bildeten die Frühjahrskonzerte in Isen und Rechtmehring. Der Volksfestsonntag sah den großen Festzug aller Isener und Lengdorfener Vereine durch den Markt, den die Heimatkapelle mit frischer Marschmusik anführte und die Gastkapelle Ernstbrunn mit gleichem Schwung begleitete. Das Festjahr beschloss eine Abendserenade, dargeboten von den Bläsern, der Liedertafel und dem Kirchenchor.
Seit 1988 gibt die Blaskapelle jährlich ihr Frühjahrskonzert, das zusehends Besucher anlockt. Der Klementsaal erwies sich schließlich als zu klein, man war genötigt, die Veranstaltung in die geräumige Schulturnhalle zu verlegen. Seit 1991 bestreitet die Blaskapelle neben dem Frühjahrskonzert auch ein Herbstkonzert.
Etwas Besonderes waren gewiss die „Grüße aus Isen”, die der Bayerische Rundfunk im Oktober 1991 ausstrahlte. Die Bläser haben diese Grüße mit ihrer Musik festlich umrahmt. Überdies wurde 1992 für den Musikbund eine Kassette mit drei Orchesterstücken aufgenommen.
Weitere Ereignisse des Jahres 1992 waren der Eintrag der Blaskapelle Isen in das Vereinsregister beim Amtsgericht Erding und die Ernennung des langjährigen zweiten Dirigenten Josef Geisberger zum Ehrenmitglied.
Früh legte die Kapelle wert auf ein uniformes Erscheinungsbild. Bereits 1968 wurden gleiche Jacken, 1973 rote Westen und 1983 nochmal einheitliche Sakkos beschafft. Zum 30jährigen Gründungsfest anno 1988 kleidete sich die ganze Kapelle neu mit Lederhosen und roten Gilets ein.
Das Jahr 1993 brachte die 35-Jahr-Feier der Musikkapelle. Dazu wurde eine Festschrift erstellt. Alle nennenswerten Ereignisse um die Kapelle werden seit 1994 jährlich im „Blasmusi-Expreß“, der Vereinszeitschrift, festgehalten.
1996 bis 1999: Kulturpreisträger des Landkreises Erding und CD-Produktion
Seit 1994 finden im Sommer – vor allem in den Nachbargemeinden – Standkonzerte statt, um die musikalische Vielfalt der Kapelle auch außerhalb von Isen zu demonstrieren. Sicherlich mit ein Grund, warum seit 1996 die Frühjahrskonzerte aufgrund des großen Besucherandrangs an zwei Abenden in der Schulturnhalle stattfinden.
Etwas Besonderes waren gewiss die sechs goldenen Leistungsabzeichen, die im November 1995 von sechs Musikern abgelegt wurden. Überdies wurde 1996 die erste CD als Live-Mitschnitt des Frühjahrskonzertes und eine Videokassette produziert. Der krönende Abschluss im Jahr 1996 war die Auszeichnung der Blaskapelle Isen zum Kulturpreisträger des Landkreises Erding durch Landrat Xaver Bauer. Außerdem fand seit 1996 nun regelmäßig jedes Jahr im Herbst eine Abendserenade in Maitenbeth statt.
Mit einem Festakt in der Schulturnhalle begannen 1997 die Feierlichkeiten zum 40jährigen Gründungsfest der Blaskapelle Isen. Auch Landrat Xaver Bauer gratulierte dabei den Isenern zu ihrem hervorragenden Klangkörper und hob die gesellschaftliche Bedeutung des Vereins hervor. Die zweite CD – vom Frühjahrskonzert 1997 mit 1500 Zuhörern – erschien pünktlich zum Bezirksmusikfest der Blaskapelle Isen am 21. und 22. Juni. Es war trotz des schlechten Wetters ein tolles Fest, denn ganz Isen war auf den Beinen und erlebte am Maibaum einen Gemeinschaftschor mit 16 Musikkapellen. Den Abschluss der Feierlichkeiten bildete dann im November ein Kirchenkonzert in der St. Zeno Kirche.
1998 beschlossen die Frauen der Isener Blaskapelle sich neu einzukleiden. Volle Konzentration wurde von der Blaskapelle 1999 bei einer Rundfunksendung in Walpertskirchen mit Franz Mesner verlangt, da die Sendung live ausgestrahlt wurde.
2000 bis 2008: Jugendblaskapelle und 50jähriges Vereinsjubiläum
Die Blaskapelle verzeichnete in den folgenden Jahren einen riesigen Zulauf an musikbegeisterten Jugendlichen. So gehörten z.B. im Jahr 2000 dem Hauptorchester schon 66 Musiker an und eine Jugendkapelle mit ca. 20 Jugendlichen wurde neu ins Leben gerufen.
Ein besonderer Höhepunkt bei den zahlreichen Frühjahrskonzerten war sicherlich 2001 die musikalische Uraufführung des Stücks „Von Ost nach West“. Manfred Mildenberger hatte dieses Stück für Schlagzeug und Percussion selbst komponiert. Die Anzahl der Zuhörer beim Frühjahrskonzert nahm stetig zu und prominente Persönlichkeiten wie z.B. Minister Hans Zehetmaier mischten sich unter die Zuhörer. Ab 2002 wurde nun auch die Generalprobe zum Frühjahrskonzert öffentlich und so konnte noch mehr Publikum die Konzerte besuchen.
Große Begeisterung löste 2004 das Musical „Freude“ bei unseren Zuhörern aus, das zusammen mit dem Isener Kinderchor, unter Leitung von Lorenz Gömbi, und zwei Solisten aufgeführt wurde. Nach diesem Konzert übergab Balthasar Nußrainer im April 2004 den Dirigentenstab an Regina Gaigl, die dieses Amt bis August 2007 ausübte und anschließend aufgrund ihres Studiums der Blasorchesterleitung in Linz/Österreich nicht weiter zur Verfügung stand.
Leider gab es auch Momente die den Verein mit Trauer überschatteten. 1998 verstarb unser Ehrenmitglied Günther Fröhlich, der über lange Zeit hinweg die Konzertansagen übernommen hatte, und 2005 unser langjähriger Dirigent Konrad Bauer. Ein Jahr später ging unser Ehrenmitglied Josef Geisberger, der von der Gründung bis 1990 als 2. Dirigent tätig war, für immer von uns.
Ein erfreulicherer Anlass bot sich wiederum 2006, als Balthasar Nußrainer für seine Verdienste um die Blasmusik beim Frühjahrskonzert mit der Bürgermedaille von Isen ausgezeichnet wurde.
Seit dem Frühjahrskonzert 2007 sind jetzt alle weiblichen Mitglieder in einem festlichen Dirndl zu bewundern.
Höhepunkt unseres 50jährigen Jubiläums im Jahr 2008 war das Bezirksmusikfest im Juni und der Musikabend im Festzelt von Isen mit dem Europameister der Blasmusik Vlado Kumpan. Im Herbst fand zum Abschluss des Festjahres ein Kirchenkonzert in der Pfarrkirche St. Zeno Isen statt.
2009 bis heute: Eine Ära geht zu Ende
Im Sommer 2011 legte Balthasar Nußrainer seinen Taktstock nieder. Das Programm des letzten Frühjahrskonzerts unter seiner Leitung setzte sich aus musikalischen Höhepunkten der vergangenen Konzerte zusammen.
Das Amt des ersten Vorstands übernahm Regina Kellner. An das Dirigentenpult kehrte nach dem Abschluss ihres Studiums Regina Gaigl zurück.
Wegen feuerpolizeilicher Auflagen in der Schulturnhalle Isen wurden die Frühjahrskonzerte ab 2012 auf zwei Wochenenden ausgedehnt. Insgesamt wird das Konzert seither nun an vier Terminen aufgeführt. Das Konzert am Sonntagnachmittag erfreut sich dabei immer größerer Beliebtheit. Im Gegenzug wurde die Generalprobe wieder „nicht-öffentlich“.
Im Herbst 2012 stand ein musikalisches Mammutprojekt an – die „Missa Katharina“ von Jacob de Haan in der Pfarrkirche St. Zeno. Die Blaskapelle musizierte zusammen mit acht Chören aus Isen und den umliegenden Gemeinden dieses Originalwerk, was allen Beteiligten und Zuhörern große Freude bereitete und lange nachwirkte.
Beim Frühjahrskonzert 2013 wurde letztmalig ein CD-Live-Mitschnitt produziert. Nach 18 CD-Produktionen entschied man sich dieses Projekt aus wirtschaftlichen Gründen zu beenden.
Im Februar 2014 nahm die Blaskapelle am Oberstufenwettbewerb des Musikbundes von Ober- und Niederbayern e.V. teil und erreichte denkbar knapp hinter der Stadtkapelle Dachau einen sensationellen zweiten Platz. Die damit verbundene Qualifikation zum Oberstufenwettbewerb des Bayerischen Blasmusikverbandes wurde zwar aus organisatorischen Gründen nicht in Anspruch genommen, dennoch zeigte dieser Erfolg die musikalische Weiterentwicklung, die das Orchester unter Leitung von Regina Gaigl gemacht hatte.
Erstmals seit 25 Jahren kehrte die Blaskapelle im Herbst 2014 für ein Projekt in ihre Konzertsaal-Wiege, den Klement-Saal, zurück. Beim „bayerischen Abend“ musizierten neben einem großen Blasorchester auch viele kleine Gruppen. In Erinnerung bleibt auch die Aufführung von Karl Valentins „Orchesterprobe“, bei der Leni Fichtner und Regina Kellner schauspielerisch brillierten.
Um die Jugendlichkeit des Vereins auch öffentlich zu dokumentieren, wurde Andreas Litzlbeck beauftragt ein neues Logo für die Blaskapelle zu entwerfen. Dieses prägt nun seit Januar 2015 die öffentliche Wahrnehmung des Vereins.