Wissen ist eine Kleinstadt, 85 km südöstlich von Köln. Der dort ansässige Wissener Schützenverein e.V. 1870 feiert jedes Jahr am zweiten Juliwochenende eines der größten Schützenfeste der Rheinland-Pfalz, in diesem Jahr zum hundertneunundzwanzigsten mal!
Dazu laden sie sich immer eine Blaskapelle aus weiterer Ferne ein, die zusammen mit der Stadt- und Feuerwehrkapelle Wissen die ersten zwei Tage des dreitägigen Festes musikalisch gestaltet. Sie hatten schon welche aus Amerika, Belgien oder Weißrußland zu Gast. Heuer kam diese zweite Festkapelle nicht aus dem Ausland sondern lediglich aus dem schönen Bayernlandl. Die Blaskapelle Isen machte sich auf die Reise, um ihre Heimat anschaulich außerhalb Bayerns zu präsentieren.
Wie sich erwies, reichte die Distanz von 550 km locker, um einen kulturellen Unterschied herzustellen, so dass man uns ohne Weiteres als „die Bayern“ identifizieren konnte. Als optisches Markenzeichen diente uns dazu natürlich unsere Tracht mit Lederhose und Dirndl. Die dortigen Vereinsmitglieder tragen Uniformen (mit kleinem Säbel zum Käseschneiden ;-)), auch die Frauen.
Mit dem Schützenkönig geht das in Wissen so: Vor dem Fest wird bei einem Vogelschießen der Schützenkönig ausgeschossen. Mitmachen kann jeder, der auch Schützenkönig werden will. Soweit ich weiß, kann man sich das bei uns nicht so recht aussuchen. Da schießen alle mit und wenn einer mal aus Versehen gut schießt ist er plötzlich und unverhofft Schützenkönig. Jedenfalls, dieser Wissener König hat dann 14 Tage Zeit sich eine Königin und einen Hofstaat zusammen zu suchen. Dieser Hofstaat nächtigt während des Festes in der Residenz (Hotel Nassauer Hof) und wird täglich von dem gesamten Festzug abgeholt. Da kommen dann zehn Paare rausgeputzt, Samstags mit Cocktailkleid und Sonntags mit Ballkleid, aus der Tür und werden mit Musik und allem zum Festplatz begleitet. Auch die Schützenkönige und -königinnen der anderen Schützenvereine tragen Ballkleider.
Eine weitere Tradition und sehr beeindruckend ist der Große Zapfenstreich, der am Samstag in den Festzug mit eingebettet ist. Soweit wir uns schlau machen konnten, diente der Zapfenstreich beim Militär ganz früher als Signal am Abend, dass jetzt Ruhe ist, salopp beschrieben. In Wissen geht es anschließen erst richtig los. Mit kleinem Feuerwerk, riesigem Feuerwerk und Straßenfeuerwerk trifft der Festzug am Festplatz ein und dann geht es im Zelt munter weiter.
Manche Dinge sind genauso wie bei uns. So ist das Bier recht süffig, wenn es auch aus 0,2 l Gläsern getrunken wird. Für einen Bayern ist es kaum vorstellbar, dass ein Bierzeltbetrieb komplett ohne Maßkrügen laufen kann, aber es geht. Ganz gut sogar, das Bier bleibt immer frisch. Allerdings kommt man ein bissl mit dem Zählen durcheinander.
So schlimm kann es jedoch nicht gewesen sein, denn am Sonntag morgen waren wir alle mehr oder weniger munter und legten uns zum Standkonzert am Kirchplatz noch einmal mächtig ins Zeug, sodass unsere Herkunft nicht nur sichtbar, sondern auch hörbar war. Mit „Auf geht’s Buam“, walzertanzend, schunkelnd und juchzend musste für jeden das Rätsel unserer Heimat gelöst sein.
Bedanken möchte wir uns auf diesem Weg noch einmal ganz herzlich bei dem Wissener Schützenverein e. V. 1870, allen voran dem ersten Geschäftsführer Jürgen Thielmann, für die Einladung. Schöne Grüße und herzlichen Dank auch an Mika, dem Wirt des Stadionstüberls für die Unterkunft und Bewirtung. Alles war Bestens und wir hatten viel Spaß bei Euch.
Wir wünschen allen Wissenern noch einen schönen Sommer und freuen uns schon auf die Musikprobe mit dir, Jürgen!
Eure Blaskapelle Isen
aus dem Landkreis Erding